13. September 2020 - Redaktion Providentia

Mobilitäts-Services: Wie Daten aus dem Verkehr künftig neue Dienste ermöglichen

Vor brenzligen Situationen warnen, Staus vermeiden, autonome Fahrzeuge intelligenter machen und den Verkehr analysieren: Das sind nur einige Gründe, warum Daten über den Verkehr nötig sind. Sie schaffen die Grundlage für neue intelligente Services. 

Der digitale Zwilling ist ein Datenriese. Ob digitale Informationen aus Radar-, Lidar- oder Kamerasystemen: Position und Tempo von Lkws, Pkws und Motorrädern sind in ihm gespeichert – jederzeit anonymisiert abrufbar und analysierbar. Nicht die Überwachung des Einzelnen steht bei der Entwicklung von Services im Vordergrund, sondern vielmehr die Analyse der Gesamtsituation, in der viele Fahrzeuge und die fixierten Systeme am Autobahnrand miteinander korrespondieren und Daten untereinander austauschen. Neue Services, Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle schweben den Providentia-Forschern vor. Autofahrer, Autobahnbetreiber, Wissenschaftler und Autohersteller sollen künftig gleichermaßen davon profitieren.

Hier einige mögliche Mehrwertdienste im Einzelnen:

1. Vor Kollisionsgefahr warnen und vorausschauen

Providentia++ erweitert die Fähigkeit der Sensoren im Fahrzeug durch externe Informationen der mit Kameras, Radaren und künftig auch Lidaren bestückten Sensorstationen. Dadurch wird es Autofahrern künftig möglich sein, früher auf Verkehrssituationen zu reagieren als bisher. Je weiter die Infrastruktur ausgebaut wird, umso besser wird der Verkehr vorhersagbar.

2. Verkehrsfluss verbessern

Vernetzte Fahrzeuge sind in der Lage, die aktuelle Verkehrssituation zu „verstehen“ und zu antizipieren, wie sich der Verkehr entwickeln wird. Das hat Konsequenzen auch für konventionelle Fahrzeuge, die noch nicht mit Sensorik ausgestattet sind und keinen Zugriff auf externe Verkehrsdaten durch Providentia++ haben. Diese Vernetzung kann mit dazu beitragen, dass künftig autonome Fahrzeuge auf der Autobahn früher die Spur wechseln, wenn sich ein zäher Verkehr andeutet und bereits langsamer fahren, bevor sich das Verkehrsaufkommen erhöht. Insgesamt tragen autonome Fahrzeuge also dazu bei, dass der Verkehr besser fließt und letztlich mehr Fahrzeuge über einen gewissen Zeitraum eine Strecke auf der Autobahn bewältigen. Der „Durchsatz“ wird also erhöht, was insbesondere für Autobahnbetreiber relevant ist.

3. Steuerung des Verkehrs mit autonomen Fahrzeugen

Durch die Beobachtung des Verkehrs zwischen den Schilderbrücken auf der A9 entstehen viele aktuelle Bewegungs- und Positionsdaten, die mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) analysiert werden können. Aus dem Verhalten der Fahrzeuge lernt das System, welche Fahrweise am besten geeignet ist, einen flüssigen Verkehr zu gewährleisten oder Unfälle zu vermeiden. Ziel der Wissenschaft ist es, zu erforschen, wie ein Fahrzeug im so genannten Mischverkehr gesteuert werden sollte, also im Verkehr mit herkömmlichen und autonomen Fahrzeugen.

4. Echtzeitdaten zwischen Fahrzeug und Infrastruktur

Sowohl Fahrzeuge als auch Kameras und Radarsysteme sammeln an der Autobahn Daten, die zusammen ein gutes Bild für die aktuelle Situation im Verkehr zeichnen. Autohersteller und Zulieferer können die Daten des digitalen Zwillings in ihren Fahrzeugen dafür einsetzen, um so genannte Realwelt-Tests durchzuführen.

5. Analyse des Verkehrs mit autonomen Fahrzeugen

Dadurch, dass autonome Fahrzeuge die Gesamtsituation des Verkehrs im Blick haben und vorausschauend reagieren können, verändern sie den Verkehr. Das bringt andere Fahrer dazu, sich anzupassen und beispielsweise auf häufige Spurenwechsel zu verzichten und langsamer zu fahren, dafür aber die Spur beizubehalten.

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